Antonio Davide Bianchi wuchs mit italienischen Wurzeln in St. Lous auf. Obwohl sie weit von ihrer La Familia entfernt waren, hatte Ant nie das Problem gehabt, zu wissen, was im Leben wirklich wichtig ist, nämlich die La Familia. Den Grund, warum seine Eltern damals ihre Heimat verlassen hatten, hatte Ant nie erfahren, für den kleinen Jungen hatte dies aber nie wirklich eine große Rolle gespielt, denn er war ja mit seiner La Familia vereint.
Das der Kleine Mann eigentlich einen Zwilling hatte, verschwiegen sie ihm auch, weswegen Ant schon früh das Gefühl hatte, nie gänzlich vollständig zu sein, als würde etwas sehr wichtiges fehlen. Dieses fehlende Puzzleteil wurde schließlich etwas gefüllt, als seine kleine, 7 Jahre jüngere Schwester im Mai '94 zur Welt kam. Der fast 8-jährige großer Bruder hatte seine kleine Schwester geliebt und vergöttert, hatte sie von Beginn ihres Lebens behütet und mit seinen brauen, sanften Rehaugen beschützt. Der Mittelpunkt seines Lebens war von nun an seine kleine zarte Schwester, mit dem selben schwarzen Haar und den braunen sanften Rehaugen, die Ant von sich selbst kannte. Da sein Vater ein Krankenhaus leitet und seine Mutter selbst Ärztin war, hatte Ant seine Eltern nicht oft zu Gesicht bekommen, dennoch war jede einzelne Stunde mit ihnen dafür umso wertvoller. Der Wert seiner Familie war von unschätzbaren Wert, wie es Ant für seine Eltern waren und von nun auch, seine kleine Schwester Beatrice. Jedoch hatte es auch seine Schattenseiten, wenn beide Eltern berufstätig waren, um den Kindern ein schönes Heim und eine gute Zukunft zu bieten; nicht seine Eltern waren beim ersten Wort, beim ersten Schritt und jeden weiteren Fortschritt seiner kleinen Schwester Beatrice da, sondern Antonio war es und die Haushälterin, die sie hatten und das später dazu kommende Kindermädchen. Dennoch hatte Ant nie sein Lächeln verloren, seine Schwester hatte nie das Gefühl gehabt, nicht geliebt und umsorgt zu werden, denn Ant hatte dies ihr dreifach zurück gegeben. So wuchsen die Geschwister, mit einem Alter von 7 Jahren Unterschied behütet und durchaus glücklich auf, ohne das ihnen was fehlte und dennoch, Antonio bekam das Gefühl nicht los, dass seine Eltern etwas verschwiegen. Je älter er wurde, desto mehr Fragen stellte er, desto mehr Antworten wollte er hören.
Eines Abends, an seinem Geburtstag, sah er, wie seine Mutter im Schlafzimmer eine Kerze anzündete, ein Bilderahmen stand hinter dieser, ein Bild, von zwei Säuglingen - welches Ant selbst nicht kannte. Erst hatte er dem nicht viel Beachtung schenken wollen, kam aber nicht zur Ruhe und mit seinen mittlerweile 14 Jahren, begriff er immer mehr, was er damals, zu jüngeren Zeiten nicht begreifen konnte. Es ergab keinen Sinn, dass seine Mutter eine Kerze anzündete, mit einem Bild, von zwei Säuglingen - er war alleine und er hatte Geburtstag, er war nicht tot, warum sollte sie also da eine Kerze anzünden? Antonio, ging also zu seiner Mutter und sprach sie auf die Kerze mit dem Bild an, welches er am Abend zuvor gesehen hatte. Anfangs war sie bestürzt und erschrocken zugleich, erzählte ihrem 14 - jährigen Sohn dann aber unter Tränen, dass er einen Zwilling gehabt hatte, welcher es aber nicht geschafft hatte, da dieser offenbar einen angeborenen Herzfehler hatte und daher zu schwach war, um überhaupt den ersten Tag zu überleben. Jetzt verstand Antonio, wieso er fühlte, was er fühlte, verstand diesen Schmerz in seiner Brust, den er nie wirklich begreifen konnte. Von da an sprachen seine Mutter und Antonio viel über seinen verstorbenen Zwilling. Sein zweit Name hätte sein Bruder gehört. Offenbar wollten sie, dass sein Bruder Davide, durch ihn weiter lebte und hatten ihn dann schließlich diesen Zweitnamen gegeben. Nun ging Antonio öfters mit seiner Mutter auf dem Friedhof, wo sein Bruder seit nun 15 Jahren lag. Er erzählte ihnen vom Leben, von der Schule, von ihrer Schwester - wie sehr er ihn gerne kennen gelernt hätte und er entschuldigte sich, dass er ihn hatte nicht beschützen können. Antonio kam mittlerweile mit dem Verlust klar, es hörte zwar nicht auf zu schmerzen in seiner Brust und sich manchmal vorzustellen, wie es nun mit ihm wäre, aber es ging ihm gut, er hatte eine liebende Familie, Freunde und war gut in der Schule.
Nachdem er dann schließlich seine Schule und sein Abi abgeschlossen hatte, hatte er sich dazu entschlossen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und damit studierte er Medizin. In dieser Zeit bemerkte er durchaus, dass er Männer und Frauen gleichermaßen interessant findet, wobei er bis zu dem Tag noch keine Beziehung geführt hatte, es hatte sich einfach nie ergeben und mit dem Studium hatte er ohnehin keine Zeit. Obwohl seine Familie viel Geld hatte und sicherlich nicht darauf angewiesen war, einen Nebenjob auszuführen, um sein Studium und sein Lebensunterhalt zu bestreiten, fing er an, als Kellner in einem angesehenen Restaurant auszuhelfen. Das er diese Chance dank seiner Mutter bekommen hatte, war ihm zu dem Zeitpunkt nicht klar. Er machte sich gut, in seinem Studium, aber auch in seinem Nebenjob, so, dass man ihm schon eine Ausbildung in diesem 3-Sterne Restaurant angeboten hatte, was er aber abgelehnt hatte. Er hielt an seinen Zukunftsplänen fest, Medizin zu studieren, um das Krankenhaus, was unter der Leitung seines Vaters war, später übernehmen zu können.
In der Zeit seines Studiums, lernte er Maria kennen, mit der er recht schnell zusammen kam. Ein Jahr später, nachdem er sein Medizinstudium abgeschlossen hatte, kam seine heute 10 - jährige Tochter Paola zur Welt. Das kleine Glück hielt aber nicht lang. Seine Freundin, verstarb noch im Kreissal, an nachträglichen Komplikationen. 24 Jahre jung, mit einem Säugling, wusste Ant nicht wirklich, was er tun sollte, hatte aber wegen Paola nicht aufgegeben und er hatte ja zum Glück seine Familie, die hinter ihm stand und ihm half. In den ersten 3 Jahren kümmerte er sich viel um seine Tochter, gab ihr die Liebe von ihrer verstorbenen Mutter und die Liebe eines Vaters. Seine jüngere Schwester, mittlerweile fast selbst erwachsen, hatte ihren Bruder immer zur Seite gestanden und ihm geholfen, so war sie kurzerhand für die erste Zeit bei ihm eingezogen. Erst war er dagegen, da sie selbst ein Leben hatte, aber sie ließ sich nicht davon abbringen.
So wuchs Paola unter dem liebenden Blick ihrer Tante auf und ihres Vaters, der dann paar Jahre später schließlich im Krankenhaus, unter der Leitung seines Vaters einstieg. Das Kindermädchen, welches Ant und seine Schwester die Jahre über begleitet hatte, begleitete ihn nun weiter, nur das sie sich nun um seine eigene Tochter kümmerte, wenn Antonio arbeiten musste und dies nicht selbst tun konnte. Er liebte seine Arbeit, liebte aber auch seine Tochter vom ganzen Herzen, weswegen er sich immer so viel Zeit für sie nahm, wie es möglich war. Er gab seinen Eltern zwar keine Schuld, dass sie so wenig Zeit hatten, als er selbst klein war, aber er wollte diesen Fehler nicht ebenfalls bei seiner eigenen Tochter machen, denn die ersten Schritte, das erste Wort, die ersten Erfahrungen, waren doch immer das schönste im Leben eines Kindes.
Mit den Jahren wuchs Paola zu einem aufgeweckten, jungen Mädchen heran, Antonio hatte sich seit ihrer Geburt auf niemanden mehr eingelassen und nun, soll er langsam das Krankenhaus, welches sein Vater leitet, übernehmen, da er sich so langsam zur Ruhe setzen will und der Opa für seine Enkelin sein, den sie verdient hat.